TAG 0
Mit der Ankunft steht die erste Architektureflexion an. Die Leipziger Buchmesse ist eben nicht nur Lockruf in die Glaskolosse des Messegeländes; es ist Anlass sich unter dem Label „Leipzig liest“ mit der Stadt selbst zu beschäftigen. Den Anfang macht der Augustplatz, wie die Buchmesse fächert er das Feld auf, von bürgerlicher Hochkultur bis shabby-chic. Gewandhaus und Graffiti, Goethe und Mangas. Doch am hippsten bleibt: zeitlos moderne Fotokunst von Robert Frank in der Halle 14. Ein Vernissagegefühl wie in Kinshasa oder New York.
TAG 1
Die Leipziger Buchmesse 2016 nahm in den Glashallen des neuen Messegeländes seinen Betrieb auf und auch wir strömten technologiebeladen an die Foliantenstände. Aus dem klimatisierten Narthex flanierten wir vorbei an Kenianischem Speckstein und Orangenbäumen geradewegs zur Verleihung des Leipziger Buchpreise. Intermezzos mit Christoph Türcke und Nis-Momme Stockmann.
TAG 2
Die jungen Flaneure ziehen Richtung Norden und hoffen auf Trotzkistischen Beistand. Doch alles kommt anders. Das pralle Angebot der Buchmesse wird uns zum Verhängnis und wir verlieren uns in den Wörtern und Terminen. Als hedonistische Kasteiung ziehen wir in den Theaterpalast der jungen Literatinnen und gießen “Uri“ über unser Haupt.
TAG 3
Die zwei kecken Jungspunde kriegen ein bisschen Geschichte geimpft. Nach dem ausgewogenen Wurstfrühstück, das proaktiv im Gehen eingenommen wird, geht’s in den Messehallen zu Philipp Felsch, dem smarten Historiker-Boy aus Berlin-Mitte, der mit Kompagnon Frank Nitzel den Begriff „BRD Noir“ kredenzt hat. Es folgen Ausflüge in kreative Workspaces und einen Zirkel tanzender Literaten.
TAG 4
Fast mit andächtigem Unterton schließt die Buchmesse ihre Doppelseiten, dem Anlass entsprechend parlieren und flanieren wir ein letztes Mal reflexiv. Beschützt durch die Kuppeln der Bibliotheca Albertina, am Abschlusssonntag fast totenstill, nur Schritte und Gemurmel in den Gängen.
Konzept / Durchführung / Schnitt = Julien Rathje & Magnus Rust