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Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen

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Von Dontworry - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8426451
Von Dontworry - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

In hochfunktionalen Unternehmen sind Gefühle Risikofaktoren und Karrierekiller. Doch wohin mit ihnen, wenn der Beruf zum Sinn des Lebens wird? Thomas von Steinaeckers neuer Roman über eine 42-jährige Versicherungsangestellte in leitender Funktion erzählt von ihrem vergeblichen Versuch, ihre Gefühle zu kalkulieren. Doch hinter der perfekten Maske lauern die von Psychopharmaka gedämpften Sorgen und Ängste. Als sie ihren Bericht aus dem Innenleben eines modernen Unternehmens schreibt, ist Renate Meißner bereits entlassen. Aus der Akteurin ist die Beobachterin eines Systems geworden, in dem die Gefühle der ökonomischen Logik unterworfen sind. Der Leser ist mit einer emotionalen Kälte konfrontiert, die ihm die Tränen in die Augen treibt.

Moderation: Heinz Drügh

Thomas von Steinaecker wurde 1977 geboren und lebt als Autor, Journalist und TV-Regisseur in Augsburg. Seine Romane “Wallner beginnt zu fliegen”, “Geister” und “Schutzgebiet” wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Bayerischen Kunstförderpreis. Sein vierter Roman, “Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen”, war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Das Literaturfestival literaTurm findet seit 2006 alle zwei Jahre in Frankfurt am Main statt. Als Konzeptfestival mit klarem Thema fächert es Leitmotive der deutschen Gegenwartsliteratur kaleidoskopisch auf. 2012 war es dem Thema “Lakonie und Leidenschaft” gewidmet.

“literaTurm stellt Romane vor, in denen die Coolness zum Antidot gegenüber den unendlich reproduzierten Klischees von wahrer Liebe und echtem Begehren wird. Die für die `Gefühle im Zeitalter des Kapitalismus’ (Eva Illouz) Figuren erfinden, deren rationalisiertes Seelenleben einem an das Herz geht. In denen die latente Diskriminierung von Alterität, sei sie ethnischer oder sexueller Art, in eindrückliche Erzählungen fließt. Wir laden aber auch ein, Gefühle in der Sprache und der Stimmung eines Romans aufzuspüren, ihre Kippfiguren zu entdecken, ihre Referenzen zu entschlüsseln und ihrer Choreographie in familiären wie gesellschaftlichen Konstellationen zu folgen. Im Bewusstsein um den schmalen Grat zwischen Empfindsamkeit und Kitsch meiden wir das Pathos und die Überexplikation. Erst die ästhetische Sublimation schafft Remedur und bewahrt den Leser vor Gefühlsausbrüchen, die ihn nur kalt lassen können.”

Sonja Vandenrath
Programmleitung literaTurm

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