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Peter Waterhouse: Pier Paolo Pasolini

Screenshot 2021 06 07 at 17.32.23 Peter Waterhouse: Pier Paolo Pasolini

Pier Paolo Pasolinis erste Buchveröffentlichung war der Gedichtband „Poesie a Casarsa“ von 1942, geschrieben in der Sprache des Städtchens Casarsa im Friaul. Pasolinis Liebe galt einer von ihm nie gesprochenen Muttersprache, einer Sprache des Begehrens nach einer anderen, einen, vo allem nicht väterlichen und nicht faschistischen Herkunft. Das Friulanische, den Dialekt seiner Mutter Susanna, hat der kaum Zwanzigjährige zu seiner Kunstsprache erhoben, die das mütterliche Idiom den symbolischen Formen Pascolis und d’Annunzios anverwandelte. Diese im immer schon verlorene, nur durch philologische Rekonstruktion zugängliche Sprache eines anderen Ich greift Pasolini über dreiundvierzig Jahre später noch einmal auf. In seiner letzten Buchveröffentlichung zu Lebzeiten “ La nuava gioventú“ von 1975 wiederholte er seine frühesten Gedichte und erhebt dabei ihre Sprache zur Sprache des Paradieses, zur Sprache des Eros der „besseren Jugend“, zur Sprache auch seines politischen Kampfes gegen den Übergang einer archaischen, agrarischen Ordnung in ein neues, globalisiertes System der Massenkultur.

Aus Anlass neuer Gedichtübersetzungen Pier Paolo Pasolinis bei Urs Engeler Editor und im Schreibheft „Zeitschrift für Literatur 73“ spricht der Lyriker und Übersetzer Peter Waterhouse über Pasolinis friluanische Gedichte.

Waterhouse: „Pasolinis friluanische Sprache ist nicht seine Sprache. Sie ist ein Du. Sie ist fremd, neu erlernt. Das Friluanische ist das Andere, Heteronyme, auch Heterosexuelle. Pasolinis Homosexualität, die er in der Casara erkannt hat, ist eine intensive Form von Heterosexualität, Beziehung und Gezogenheit zum Anderen, zum Du. Ein früher solcher Anderer und Geliebter war wohl das Friluanische. Es gibt nichts, das man bezeichnen könnnte als „mondo friulano di Pasolini“. Die Welt und die Sprache Casaras und des Friaul sind nicht seine. Pasolinis Sprache ist nicht ein Ausdruck des Eigenen, „es existiert gar keine eigene Sprache“.

Peter Waterhouse, geb. 1956 in Berlin, lebt in Wien. Schriftsteller und Übersetzer (u.a. von Michael Hamburger, Gerard Manley Hopkins und Andrea Zanzotto). Buchveröffentlihcungen: zuletzt Prosperos Land (2001), Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt (2003), Krieg und Welt (2006).

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Kultur, Medien und Gesellschaft

Der Literarische Salon ist ein Forum für Kultur Medien und Gesellschaft an der Leibniz Universität Hannover und verbindet Kultur, Wissenschaft und Technik.
Der Literarische Salon bietet als Schnittstelle zwischen Universität und Außenwelt allen Interessierten die Gelegenheit, das Kulturgeschehen als einfallsreiche und lebendige Gesprächskultur wahrzunehmen. Im 14. OG des ehemaligen Conti-Gebäudes werden Personen und Themen aus den Bereichen Literatur, Wissenschaft, Medien, Theater, Film und Kunst vorgestellt – in ungezwungener Atmosphäre, durch Lesungen, Vorträge, moderierte Gespräche und nicht zuletzt durch den Austausch zwischen Gästen und Publikum.

Der Salon wird seit April 1999 von verschiedenen öffentlichen Institutionen und Stiftungen sowie privaten Förderern unterstützt. Seitdem finden die Veranstaltungen des Salons unabhängig von den Semesterzeiten statt.

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