Das Lesen an sich ist eine natürlicherweise einsame Angelegenheit. Dennoch haben Bücher die grosse Kraft, nicht nur ihre Leserinnen zu wandeln, sondern – in ganz besonderen Fällen – mit der Zeit sogar die Welt, in der sie entstanden sind. Wodurch das möglich wird? Dadurch, so scheint es, haben Menschen das dringende Bedürfnis, bedeutende Leseerfahrungen mit anderen zu teilen. Ob in Rezensionen, Gesprächen oder über Instagram – erst durch das Öffentlichmachen entwickelt ein guter (oder auch ein schlechter) Text sein eigentliches Potenzial. Jeder passionierte Leserin kennt das: Beim Sprechen über Literatur landet man fix auch mal beim Grundsätzlichen, bei den ganz grossen Fragen, die dann mit Literaturkritik im engen Sinne nicht mehr viel zu tun haben. Gemeinsam laden wir Künstlerinnen aus den künstlerischen Disziplinen – Bildende Kunst, Theater, Film, Musik – ein, mit uns über literarische Neuerscheinungen dieses Frühjahrs zu sprechen und von dort aus die grossen gesellschaftlichen Fragen unserer Gegenwart zu erforschen.
In der neunten Folge von «Das Neue» sprechen Zeynep Bozbay, Sascha Ehlert und Tine Milz mit der Neumarkt Co-Direktorin & Dramaturgin Julia Reichert über Martina Clavadetschers Roman «Die Erfindung des Ungehorsams» für den sie den Schweizer Buchpreis 2021 erhalten hat. Ein Buch über künstliche Intelligenz, Sexpuppen und drei Frauen aus unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen Kontexten, die durch etwas Geheimnisvolles verbunden sind.