(Reglementierung und Freiheit | Überwachung und Knete | Leben jenseits des
Staates)
Wir bewegen uns im Kontext staatlicher, aber auch privater Überwachungsmaschinerien, die permanent informationelle Macht über uns erzeugen und Bewegungsprofile anlegen. Wir erleben den Verlust persönlicher Wirkungskraft und begreifen uns zusehends als Objekt staatlicher Instrumentalisierung und deren Steuerungsmodelle, fühlen uns gegängelt durch Nudging, Verhaltensökonomie, Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und andere smarte Macht- und Regulierungstechnologien. Wäre Anarchie eine Befreiung zur Mündigkeit, die den selbstverantwortlichen Menschen überhaupt erst ermöglichen würde? Und wie leben und schreiben wir bis dahin, angesichts zivilisatorischer und aufklärerischer Rückschritte in der Gesellschaft?
Teilnehmer:
Bert Papenfuß, Stefan Blankertz, Hendrik Jackson (Moderation)
Datum: Donnerstag, 8. September 2016
Zeit: 20 Uhr
Ort: Bassy Club (Lounge)
Schönhauser Allee 176 a | 10119 Berlin
Bert Papenfuß (* 1956) ist eine alte Prenzlauer Berg-Größe und aktiv als Lyriker, Aktivist und Betreiber von Kulturspelunken wie dem Torpedokäfer oder Rumbalotte continua. Sein Schreiben war schon immer explizit politisch. Er versteht Literatur auch als Ausdrucksform radikaler Gegenentwürfe und Denkweisen, als Rebellion und Fundamentalkritik.
Stefan Blankertz (* 1956) entwickelt seit Jahren unkonventionelle Ideen und subversive Gegendiskurse gegen „das kälteste aller Ungeheuer“, den Staat. Seine Prämisse: der Klassenkampf ist nicht vorbei. Er streitet für gesellschaftliche Strukturen, die sich nicht gegen die menschliche Natur richten. Auch als Redaktionsbeirat der Zeitschrift eigentümlich frei wendet er sich gegen staatlichen Interventionismus.
Auch der Lyriker, Übersetzer und Essayist Hendrik Jackson (* 1971) folgt den Dunkelströmen Berlins und ist unentwegt auf der Suche nach der ultimativen Liaison für ahnungsvolle Umtriebe und – 17 Jackson Fans can´t be wrong – immer noch im Lichte der Prophezeiungen. Außerdem gehört die Online-Plattform lyrikkritik.de zu seinen Schöpfungen.
Alle drei TeilnehmerInnen haben Gentrifizierung am eigenen Leib erfahren und können fokussiert über ihre eigenen Krisengeschichten und das Narrativ neoliberaler Wandlungsprozesse in Szenebezirken berichten.
Literatur unter Einfluss – Schreiben unter Druck
Unter dem Motto Literatur unter Einfluss – Schreiben unter Druck startet der Berliner Parlandopark 2016 eine neue Reihe von vier Gesprächslesungen, die um ausgewählte gesellschaftliche Veränderungskomplexe kreisen, von denen wir alle betroffen sind.
Anhand von vier Themenschwerpunkten werden die massiven Auswirkungen auf Leben und Schreiben von AutorInnen diskutiert und Fragen gestellt, wie Literatur mit Druck von außen umgeht, wie sie auf veränderte Rahmenbedingungen und Einflusssphären reagiert und welche neuen Formen der Einmischung entwickelt werden können.
Eingeladen werden Persönlichkeiten aus vier Generationen, die der freien Literaturszene Berlins nicht nur als herausragende AutorInnen, sondern auch als KritikerInnen, TheoretikerInnen, AktivistInnen und Provokateure ihren Stempel aufgedrückt haben.