Am 3. Juli 2014 lud das Haus der Kulturen der Welt wieder zum sommerlichen Fest des Erzählens und Übersetzens auf der Dachterrasse. Eröffnet wurde der vielstimmige Abend rund um die Shortlist 2014 und die diesjährigen Preisträger von der Wortkünstlerin Yoko Tawada. In Lesungen und Gesprächen erkundeten die Autoren und Übersetzer der Shortlist Texte und Übertragungen, sprechen mit Jurymitgliedern über literarische Motive und Weltzugänge und ihren gemeinsamen Umgang mit Wort und Sprache.
Der Internationale Literaturpreis, verliehen vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin, ging 2014 an den Schriftsteller Dany Laferrière und die Übersetzerin Beate Thill für das Werk “Das Rätsel der Rückkehr“. Fünf RedakteurInnen von Litradio.net haben den Abend dokumentarisch und mit Interviews begleitet.
Durch den Abend führte Bernd M. Scherer, Intendant des Hauses der Kulturen der Welt.
Die Autorinnen und Autoren
Eröffnung – Festrede von Yoko Tawada | 18h
Yoko Tawada, geboren 1960 in Tokyo, Japan, studierte Literaturwissenschaft in Japan und Deutschland, promovierte in der Schweiz und lebt nach langem Aufenthalt in Hamburg seit 2006 in Berlin. Sie schreibt auf Deutsch und Japanisch Essays, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele und Lyrik und ist bekannt für ihre performativen Lesungen und Wortakrobatiken.
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Für ihre schriftstellerischen Werke ist sie mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet worden, unter anderem dem Akutagawa-Literaturpreis 1993, dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 1996, der Goethe-Medaille 2005 und dem Erlangener Literaturpreis für Poesie als Übersetzung 2013. Sie ist Mitglied der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zuletzt erschienen ihr Roman Etüden im Schnee und der Erzählungs- und Gedichtband Wo Europa anfängt & Ein Gast.
Solange erzählt wird | 18.30h
Gespräch und Lesung mit Georgi Gospodinov, Alexander Sitzmann und Jörg Plath (Moderation) zu Georgi Gospodinov: Physik der Schwermut, Literaturverlag Droschl 2014

Georgi Gospodinov, 1968 in Jambol in Bulgarien geboren, studierte Bulgarische Philologie in Sofia und war 2008/09 Gast des Berliner Künstlerprogramms DAAD, 2012 Stipendiat des Wissenschaftskollegs zu Berlin, 2014 Writer-in-Residence in Wien und in Zug (Schweiz). Dem Lyrikband Lapidarium, seinem literarischen Debüt, folgte sein erster Roman, der Natürliche Roman (1999), der ihn bei einem internationalen Publikum bekannt machte und mittlerweile in 23 Sprachen übersetzt ist. Sein Erzählband And Other Stories war auf der Longlist für den Frank O‘Connor Award.
[cbtabs][cbtab title=”Alexander Sitzmann | Übersetzer” ]
Alexander Sitzmann, geboren 1974 in Stuttgart, studierte Skandinavistik und Slawistik in Wien und forscht und lehrt an der dortigen Universität. Seit 1999 ist er als freier literarischer Übersetzer aus dem Bulgarischen, Mazedonischen und den skandinavischen Sprachen tätig. Er ist Autor zweier sprachwissenschaftlicher Monografien, Herausgeber mehrerer Anthologien und Zeitschriftenschwerpunkte. 2004 erhielt er den Ehrenpreis des bulgarischen Kultusministeriums, 2007-2013 die Übersetzerprämie des bm:ukk, sowie zahlreiche Stipendien.[/cbtab]
[cbtab title=”Jörg Plath | Juror”]
Jörg Plath, geb. 1960, studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Geschichte und Politik in Freiburg, Wien und Berlin. 1993 promovierte er über Franz Hessel, war freier Lektor, Ghostwriter, Literaturredakteur und arbeitet als Kritiker für überregionale Medien wie die „Neue Zürcher Zeitung“ und „Deutschlandfunk“. Er ist Literaturredakteur von „Deutschlandradio Kultur“.[/cbtab][/cbtabs]
Un/Tote | 18.30h
Gespräch und Lesung mit Bernardo Kucinski, Sarita Brandt und Kersten Knipp (Moderation) zu B. Kucinski: K. oder Die verschwundene Tochter, Transit Buchverlag 2013
Bernardo Kucinski, 1937 in São Paulo als Sohn einer polnisch-jüdischen Einwandererfamilie geboren, arbeitet als Wissenschaftler und Journalist und war nach dem Ende der Diktatur lange Jahre enger Berater des Präsidenten Lula da Silva. Er veröffentlichte zahlreiche politische und wissenschaftliche Bücher. K. oder Die verschwundene Tochter ist sein erster Roman, für den er in Brasilien zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat.
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Seelen bewahren | 19.45h
Gespräch und Lesung mit Madeleine Thien, Almuth Carstens und Egon Ammann (Moderation) zu M. Thien: Flüchtige Seelen, Luchterhand Literaturverlag 2014
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Madeleine Thien, geboren 1974 in Vancouver als Kind chinesisch-malaysischer Einwanderer, studierte Tanz, Literatur und Creative Writing an der Simon Fraser University und der University of British Columbia in Vancouver und begann als Studentin mit dem Schreiben. Ihr erstes Buch Einfache Rezepte, eine Sammlung von Kurzgeschichten, wurde mit vier kanadischen Literaturpreisen ausgezeichnet und ihr Debütroman Jene Sehnsucht nach Gewissheit wurde in sechzehn Sprachen übersetzt. 2010 erhielt Madeleine Thien den Ovid Festival Prize. Madeleine Thien lebt in Montreal.
[cbtabs][cbtab title=”Almuth Carstens | Übersetzerin”]
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Geraffte Zeiten | 19.45h
Gespräch und Lesung mit Eike Schönfeld, Laurenz Bolliger, Sabine Peschel (Moderation) und Dulcie Smart (Lesung) zu M. Hamid: So wirst du stinkreich im boomenden Asien, DuMont Buchverlag 2013
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Mohsin Hamid, 1971 geboren und aufgewachsen in Lahore, Pakistan, studierte Jura in Harvard und Literatur in Princeton. Er lebt nach Stationen in New York und London heute wieder in Lahore. Hamid schreibt regelmäßig für den Guardian, die New York Times, die Financial Times, den New Yorker, die Paris Review, Outlook India und Granta. Seine Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Der Fundamentalist, der keiner sein wollte stand auf der Shortlist des Man Booker Prize und wurde kürzlich von Mira Nair verfilmt. Nachtschmetterlinge wurde mit dem Betty Trask Award ausgezeichnet und von der New York Times auf die Liste der bedeutendsten Bücher des Jahres 2000 gesetzt.
[cbtabs][cbtab title=”Eike Schönfeld | Übersetzer”]

Sabine Peschel, geb. 1955, studierte Sinologie und Germanistik in Tübingen. Sie lebte in Taibei, als Universitätslektorin in Niigata/Japan sowie 15 Jahre lang als freischaffende Projektorganisatorin und Übersetzerin in Berlin. In dieser Zeit publizierte sie zu China, begann am Rundfunk zu arbeiten und stellte zahlreiche chinesische Schriftsteller erstmals in Deutschland vor. 1999 wechselte Sabine Peschel als Redakteurin zur Deutschen Welle nach Köln/Bonn. Sie übersetzt Romane, Essays und Gedichte der zeitgenössischen chinesischen Literatur.[/cbtab] [cbtab title=”Laurenz Bollinger”]Laurenz Bolliger, geboren 1972, lebt in Berlin. Studium der Romanistik, Anglistik/Amerikanistik und Germanistik in Basel, Bologna, Barcelona und Bombay. Arbeitet seit 2001 im deutschsprachigen Verlagswesen – Ammann Verlag, Berlin Verlag, Suhrkamp Verlag, DuMont Buchverlag – als Lektor und Programmleiter. Lehraufträge Universität Basel, Universität Freiburg i. Br. und FU Berlin. Seit 2013 Kindle Singles Editor bei Amazon.de.[/cbtab] [cbtab title=”Dulcie Smart”]Dulcie Smart, geboren in Neuseeland, ist als Sprecherin, Drehbuchautorin, Übersetzerin, Schauspielerin und Hörbuchregisseurin tätig und wirkte als Sprecherin in zahlreichen Dokumentarfilmen für Arte, National Geographic und Deutsche Welle TV wie auch in Hörspielen für die BBC, den NDR und Radio New Zealand mit.[/cbtab][/cbtabs]
Blow-up | 19.45h
Gespräch und Lesung mit Zsófia Bán, Katharina Raabe, Iris Radisch (Moderation) und Miriam Japp (Lesung) zu Z. Bán: Als nur die Tiere lebten, Suhrkamp Verlag 2014
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Zsófia Bán, 1957 in Rio de Janeiro geboren, aufgewachsen in Brasilien und in Ungarn, ist eine namhafte Kunst- und Literaturkritikerin. Sie hat in Filmstudios gearbeitet, war Ausstellungskuratorin und lehrt Amerikanistik in Budapest. 2010 war sie Stipendiatin am LCB in Berlin, ist 2014 Writer-in-Residence in Zug (Schweiz) und wird 2014/15 Stipendiatin im Berliner Künstlerprogramm des DAAD sein. Ihr Debütroman Abendschule wurde 2008 mit dem Attila-József-Preis ausgezeichnet.
[cbtabs][cbtab title=”Terézia Mora | Übersetzerin”]
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Terézia Mora, geboren 1971 in Sopron, Ungarn, lebt seit 1990 in Berlin und gehört zu den renommiertesten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen. Für ihr literarisches Debüt, den Erzählungsband Seltsame Materie, wurde sie mit dem Literaturpreis open mike (1997), dem Ingeborg-Bachmann-Preis (1999) und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2000) ausgezeichnet. Für Ihren dritten Band Das Ungeheuer erhielt sie im Herbst 2013 den Deutschen Buchpreis. Sie übersetzte bereits Zsófia Báns Debütroman, außerdem zahlreiche Werke von Péter Esterházy.[/cbtab]
[cbtab title=”Iris Radisch | Jurorin”]Iris Radisch, geb. 1959, deutsche Literaturjournalistin und –kritikerin. Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie in Tübingen und Frankfurt am Main. Seit 1990 war sie Literaturredakteurin der ZEIT, dessen Feuilleton sie heute leitet. Neben Gastprofessuren in St. Louis, USA und Göttingen übernahm sie Moderationen zahlreicher Literatursendungen u.a. „Bücher, Bücher“ (HR) und „Literaturclub“ (3sat/SF1). Bekanntheit erlangte sie als Teilnehmerin der Sendung „Das literarischen Quartett“ (2000-2001). Von 1995 bis 2000 war sie Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises; von 2003 bis 2007 gehörte sie der dortigen Jury als Vorsitzende an. 2008 wurde sie von der Gesellschaft für deutsche Sprache mit dem Medienpreis für Sprachkultur in der Sparte „Presse“ ausgezeichnet. 2009 ernannte die französische Kulturministerin Christine Albanel Radisch zum „Chevalier des Arts et des Lettres“. 2013 erschien ihre Biographie “Camus – Das Ideal der Einfachheit”.[/cbtab]
[cbtab title=”Miriam Japp”]Miriam Japp ist als Schauspielerin und Autorin tätig. Ausbildung an der Schauspiel-Akademie Zürich. Sie arbeitet an verschiedenen Bühnen im deutschsprachigen Raum und für Film- und Fernsehproduktionen. Sprecherin für Hörbücher und Lesungen. Lebt in Berlin und Zürich.[/cbtab][/cbtabs]
Preisverleihung | 21h
Hörstück von Victor Kümel & Lara Sielmann (ilp-onblog.de)
Laudatio von Juror Hans Christoph Buch
Gespräch & Lesung mit den Preisträgern Dany Laferrière und Beate Thill sowie Hans Christoph Buch (Moderation) zu Das Rätsel der Rückkehr, Verlag Das Wunderhorn 2013
Preisübergabe
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Dany Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, und vor 30 Jahren nach Montréal ausgewandert, gehört heute zu den bedeutendsten Vertretern der karibischen Frankofonie und zu den prägendsten Exilschriftstellern Haitis. Sein erster Roman mit dem provokativen Titel Comment faire l‘amour avec un nègre sans se fatiguer erschien 1985. Für seine weiteren Romane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Prix Médicis, und wurde jüngst in die Académie française aufgenommen. Das Rätsel der Rückkehr ist seine erste Veröffentlichung im Deutschen.
[cbtabs][cbtab title=”Beate Thill | Übersetzerin”]
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Hans Christoph Buch, geb. 1944, Romancier, Reporter und Essayist, studierte an der Universität Bonn und an der FU Berlin Germanistik und Slawistik. 1972 promovierte er an der Technischen Universität Berlin bei Walter Höllerer zum Doktor der Literaturwissenschaft. In den siebziger Jahren war er Lektor im Rowohlt Verlag, für den er die Zeitschrift Literaturmagazin herausgab. Später lehrte er als Dozent an Universitäten in Deutschland und den USA, Chile und Kuba. Ausgedehnte Reisen durch Nord- und Südamerika, Afrika und Asien, längere Aufenthalte in der VR China. Eine besondere Beziehung entwickelte Buch seit den achtziger Jahren zum karibischen Raum, speziell Haiti, das häufig Schauplatz seiner Romane ist. In den neunziger Jahren trat er mit Reportagen aus Kriegs- und Krisenregionen hervor.[/cbtab][/cbtabs]