Radikal oder nicht: Woran wir noch glauben können, ist längst nicht mehr klar. Aber es könnte sein, dass eine Antwort darauf auch kein Wissen erfordert – sondern Demut. Als ich in Dinslaken der Autorin, Kritikerin und Übersetzerin Birthe Mühlhoff begegne, setzt plötzlich der Regen ein. Auf den Stufen der katholischen Kirche breiten wir dennoch unsere Bücher aus und sprechen über Simone Weil, die schreibt:
Wir sind das, was von Gott am weitesten entfernt ist, an jener äußersten Grenze, von der aus es noch nicht völlig unmöglich ist, zu ihm zurückzukehren. In unserem Sein ist Gott zerrissen. Wir sind die Kreuzigung Gottes. Gottes Liebe zu uns ist Passion. Wie könnte das Gute das Böse lieben, ohne zu leiden? Und auch das Böse leidet, wenn es das Gute liebt. Die wechselseitige Liebe zwischen Gott und Mensch ist Leiden.
Birte Mühlhoff
Gespräch: Clara Neubert
Tonale Inszenierung: Florian Liewald
Birthe Mühlhoff wird 1991 in Dinslaken geboren. Sie studierte Philosophie in Hamburg und Paris. Heute arbeitet sie als freie Autorin, Kritikerin und Übersetzerin und schreibt unter anderem für Die Epilog, Edit, Merkur, Süddeutsche Zeitung und Zeit Online. Sie ist gläubige Katholikin und Fraktionsmitglied der Partei Die Grünen im Stadtrat Dinslaken. Zuletzt erschien ihr Essayband Werbung für die Realität bei mikrotext sowie ihre Übersetzung von Deborah Nelsons Essay Denken ohne Trost im Wagenbach-Verlag.
Wir sprachen mit Birthe Mühlhoff am 14. Juli 2021 in Dinslaken.
Künstlerische Leitung: Clara Neubert, Hanna Thomschke
Redaktion: Max Farr, Hanna Thomschke
Mitarbeit: Konstantin Schönfelder, Holm-Uwe Burgemann
Produktion: Florian Liewald
Graphic Design: Daniel Zenker
Stimme: Elisa Schlott
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Staffel 2, Episode 1