Konrad Weiß wiederentdecken
»Wieder entdeckt« ist eine Veranstaltungs-Reihe in der Literaturwerkstatt Berlin, die sich auf die Suche nach Solitären in der Poesiegeschichte begibt. Der Dichter Norbert Hummelt stellt sie uns im Gespräch mit Fachleuten und kundigen Menschen vor.
Es gilt, einen vergessenen Dichter neu zu entdecken: Konrad Weiß, geboren 1880 in Rauenbretzingen, Hohenlohe, gestorben 1940 in München. Er schrieb anders, als es das 20. Jahrhundert gern lesen wollte. Er schrieb nicht politisch und malte auch nicht die Natur als Fluchtraum aus. Er lobte nicht die Technik und war kein Dadaist. Er war Mystiker. Der Katholizismus war seine geistige Heimat. Seine Gedichte sprechen von der Seele und ihrer Stellung zu Gott.
Und warum sollte man ihn kennenlernen? Er schrieb großartige Gedichte, befremdlich schön, Wunderwerke der Verskunst, voller Rätsel, nah am Gebet, an der Beschwörung, zu einer Zeit, als Benn seine »Morgue« schon längst veröffentlicht und die Moderne Fahrt aufgenommen hatte. Er ging einen einsamen Weg.
Konrad Weiß, Sohn eines Metzgers und Landwirtes, studierte katholische Theologie, Germanistik und Kunstgeschichte. Später arbeitete er als Journalist in München. 1918 erschien bei Kurt Wolff in Leipzig sein erster Gedichtband Tantum dic verbo (»Aber sprich nur ein Wort«), sein Werk umfasst mehrere hundert Gedichte, Aufsätze, Prosastücke, Hörspiele, Dramen. Nachdem sie jahrzehntelang nur antiquarisch zu erwerben waren, hat Norbert Hummelt 2005 unter dem Titel Eines Morgens Schnee 59 seiner Gedichte in der äußerst verdienstvollen Lyrikedition 2000 veröffentlicht.
Norbert Hummelt und Christian Lehnert im Gespräch
Christian Lehnert (*1969 Dresden), Dichter, Pfarrer und zur Zeit wissenschaftlicher Geschäftsführer am Liturgiewissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig und Norbert Hummelt (*1962 Neuss) stellen Konrad Weiß vor und blättern sein Werk neu auf.
In Lesung und Gespräch: Christian Lehnert (Autor und Theologe, Leipzig), Moderation: Norbert Hummelt (Autor, Berlin).