Wie könnte eine ganzheitliche feministische Kanonarbeit aussehen?
Von der literarischen Sozialisation in der Schule, im Studium, in Schreibstudiengängen bis hin zum literaturbetrieblichen Alltag: An welchen Stellschrauben kann gedreht werden, welche Sensibilisierungen müssen stattfinden, um das literarische Feld gleichberechtigter zu gestalten?
Die Verlegerin Christiane Frohmann (Frohmann Verlag/Präraffaelitische Girls) und die Autorin Shida Bazyar (Nachts ist es leise in Teheran, 2016), die am Hildesheimer Literaturinstitut studierte, sprechen mit Moderatorin Sonja Lewandowski beim Insert Female Artist Festival in Köln über ganz konkrete Aktionen der feministischen Arbeit im gegenwärtigen literarischen Feld. Was muss sich in Schreibstudiengängen ändern, damit dort Texte von Autorinnen präsenter werden und der Kanon auch über den häufig betriebenen Tokenism, über Ingeborg Bachmann und Virginia Woolf hinauskommt? Und wie intersektional muss strukturelle, symbolische und subjektive Diskriminierung gedacht werden? Was muss in Verlagen geschehen, damit beispielsweise in Verlagsvorschauen keine stereotypen Beschreibungen von Debüts mehr stehen? Und wie kann jede einzelne Buchhandlung auf eine diverse und gleichberechtigte Präsenz von Autor*innen achten?
Gerahmt wird das Gespräch durch eine Lesung Shida Bazyars.
Shida Bazyar
Shida Bazyar wurde 1988 in Hermeskeil, Rheinland-Pfalz geboren und studierte „Literarisches Schreiben“ an der Universität Hildesheim. Danach arbeitete sie als Pädagogin für Jugendliche, die einen Freiwilligendienst machen und als freie Autorin.
Ihr erster Roman „Nachts ist es leise in Teheran“ erschien 2016 bei Kiepenheuer und Witsch und wurde mit dem Kulturförderpreis der Ev.-lutherischen Landeskirche Hannover, dem Bloggerpreis für Literatur, mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet.
Christiane Frohmann
Christiane Frohmann studierte an der Freien Universität Berlin und der Yale University Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Neuere deutsche Literatur. Sie ist Autorin und Verlegerin (FROHMANN), Mitgründerin der Veranstaltungsplattform ORBANISM, hält international Vorträge zu digitalen Kulturen und unterstützt verschiedene Plattformen und Initiativen, die sich für die kulturelle Repräsentation gesellschaftlicher Vielfalt einsetzen (An einem Tisch/Tabletalk Europe, mojoreads, Verlage gegen Rechts, Vielfalt durch Lesen).
Sonja Lewandowski
Geboren 1988 in Köln studierte sie gleich darauf Literatur-, Kultur-, Medienwissenschaft & Sozialwissenschaften an der Universität Siegen. Sie forscht ethnografisch-literaturwissenschaftlich zu Schreibschulen.Sie schrieb Beiträge für den Literarischen Monat, taz, Goethe-Institut. Arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg Gegenwart/Literatur an der Universität Bonn.
Koproduktionspartner: DFG-Graduiertenkolleg Gegenwart/Literatur
An dem interdisziplinären und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkolleg wirken Wissenschaftler*innen aus der Germanistik, Komparatistik, Anglistik, Romanistik, den Medienwissenschaften und im weiteren Kreis auch der Soziologie, Historik, Kunst oder Philosophie mit.
Name des Panels:
FEMINISTISCHE (KANON)ARBEIT IM LITERARISCHEN FELD DER GEGENWART
Liste referierter Texte:
Shida Bazyar in Merkur Blog zu Sexismus an Schreibschulen: „Bastelstunde in Hildesheim oder warum ich in Hildesheim lernte, dass der eine -ismus mich davon abhält über den anderen zu reden“
„Unwesentlichsein als eigener Raum: Denkübung für Autorinnen“, erschienen im Rahmen des Themenschwerpunkts Vielstimmigkeit und Kanon, angeregt von Christiane Lahusen und redaktionell betreut von Berit Glanz, mit Beiträgen von Christiane Frohmann, Andrea Geier, Sonja Lewandowski und Philipp Wagner.
»Präraffaelitische Girls erklären heimlich-unheimliche Ikonografien«, erschienen in edition text + kritik 2020, S. 182–189