Ronya Othmann
»unter der erde sind städte, die / du nicht beim namen kennst. was zu grunde / geht, dem geräusch nach putz, glas, stein, / und dich verstehen lässt, du solltest gehen.«
In Worten, die ebenso schön wie grausam sein können, schreibt Ronya Othmann von den Verbrechen dieser Welt, von Fremdheitserfahrungen und der Suche nach dem Glück. In ihren Gedichten finden sich Krieg und Vergessen, Erinnern und Widerstandskraft – »du hast die katastrophen beziffert, ihnen namen gegeben, / und trotzdem.«
Moderation: Charlotte Milsch
„wir werden die detonation rückwärts lesen.“ Die Wörter können viel im langerwarteten ersten Gedichtband Ronya Othmanns. Sie kennen keine Grenzen für Zeiten, Begehren und Nationen. Sie bergen und betrauern die verschütteten Geschichten des Lebens zwischen allen Konventionen und Kulturen. Widerständig und zugleich an jeder Stelle ungeschützt und intim tragen diese existenziellen Gedichte einen neuen Ton in die Gegenwart. Die menschenverachtenden Verbrechen der Welt und das pure Glück, die Fremde des eigenen Lebens und das nie endende Heimweh finden zusammen in all dem „wovon du weißt, wenn du deine augen schließt“.
Ronya Othmann wurde 1993 in München geboren und lebt in Leipzig. Sie erhielt u.a. den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrik-Preis des Open Mike, den Gertrud-Kolmar-Förderpreis und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. 2018 war sie in der Jury des Internationalen Filmfestivals in Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, Irak, und schrieb bis August 2020 für die taz gemeinsam mit Cemile Sahin die Kolumne „OrientExpress“ über Nahost-Politik. Seit 2021 schreibt sie für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die Kolumne „Import Export”. Bei Hanser erschienen zuletzt ihr Debütroman Die Sommer (2020), für den sie mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde, und der Gedichtband die verbrechen (2021), für den sie den Orphil-Debütpreis erhielt.
Ein Podcast des Literarischen Salons Hannover